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Konusfärben

                               

Hutmacher


Ausstellungs und Publikationsprojekt

Ausstellungen (Auswahl)


»Hutmacher« LVR-Industriemuseum -Textilfabrik Cromford, 2014 - 2015


»Hutmacher«, Städtisches Museum Sprucker Mühle, Guben, 2000

Presse


»150 Jahre Hutgeschichte.Chapeau« im Industriemuseum Schauplatz-Ratingen, Beitrag im Deutschlandfunk


Publikationen


„Arbeitswelten und Lebensräume – Brandenburger Industrielandschaften 1992–2021" mit einem Vorwort von Enno Kaufhold, Verlag für Berlin Brandenburg, 2021

»Hutmacher - Vom letzten Kapitel der Gubener Hutindustrie«, Ausstellungskatalog, herausgegeben vom Museum Sprucker Mühle, Guben, 2000

Im Jahre 1925 existierten in Guben 11 Hutfabriken, 7 Hutformenfabriken, ein Hutstoffwerk sowie zwei Maschinenfabriken, die Hutmaschinen bauten. Guben war die Hochburg der deutschen Hutindustrie und ein Zentrum der Hutbranche in Europa geworden. Grob geschätzt lebten inklusive aller Familienangehörigen mehr als 20.000 Menschen in Guben von der Hutindustrie. Ich entdeckte die letzte verbliebene Hutfabrik in der Gasstraße in Guben ganz zufällig 1992, beim Umsteigen vom Zug in einen Bus. Sie war 1822, als erste Hutfabrikation in Guben von Carl Gottlieb Wilke in einer Hinterhofwerkstatt gegründet worden. 1864 bezog die Firma die neue Fabrik in der Gasstraße. Der Niedergang der Gubener Hutindustrie begann bereits im 3.Reich mit der Enteignung einiger Fabriken, die jüdischen Fabrikanten gehört hatten. Im 2. Weltkrieg wurde die Produktion auf kriegswichtige Produkte umgestellt, einige Fabriken schlossen ganz. Zu Ende des Krieges wurde Guben durch Frontkämpfe schwer geschädigt. In der Nachkriegszeit wurden die übrig geblieben Fabriken in fünf staatseigene Betriebe umgewandelt. Zusammen bildeten sie die »VEB Vereinigte Hutwerke Guben«, mit insgesamt 1200 Beschäftigten, deren Anzahl bis 1990 auf 600 absank. Als ich 1992 nach Guben kam, arbeiteten noch ca. 70 Hutmacher im letzten Hutwerk. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt noch in der fotografischen Ausbildung am Lette-Verein in Berlin und machte eine kleine Reportage über die Hutfabrik. Im Lauf der kommenden Jahre illustrierten diese Bilder verschiedene Zeitungsartikel, die sich mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Hutfabrik beschäftigten. 1999 wurde ich beauftragt die Arbeitssituation in der Hutfabrik genau zu dokumentieren, da es Pläne gab, die Produktion in einer neuen, kleineren Produktionsstätte weiterzuführen. Die riesige Hutfabrik, ursprünglich für 500 Arbeiter ausgelegt, war schlicht zu teuer im Unterhalt. Sie hatte im Jahr zuvor bereits Insolvenz anmelden müssen. Als ich im April 1999 anfing dort zu fotografieren, gab es nur noch 10 Hutmacher, die in der Produktion arbeiteten. Ich fuhr regelmäßig nach Guben und fotografierte nach und nach auf allen Arbeitsstationen, von denen es damals mehr gab als Hutmacher. Im Dezember des gleichen Jahres nahm mich die damalige Direktorin beiseite und kündigte an, dass es mit dem Umzug nichts mehr werde und sie die Fabrik vermutlich zum Jahresende schließen müsse. Die Angestellten waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht darüber informiert worden. Ich saß am gleichen Tag etwas beklommen mit zwei Hutmachern in ihrem Pausenraum vor einem Adventskranz und trank mit ihnen Kaffee.

Ein knappes Jahr später fand die erste Ausstellung der Bilder im Gubener Heimatmuseum Sprucker Mühle statt. Viele der inzwischen arbeitslos gewordenen Hutmacher waren dazu erschienen. Die älteste Hutmacherin war damals gerade aus Australien zu Besuch. Sie floh als junge Frau vor den Nazis dorthin.

Da ich zu einigen Hutmachern Kontakt gehalten hatte und mich inzwischen auch für den polnischen Teil der von der Neiße getrennten Stadt Guben/Gubin interessierte, arbeitete ich im folgenden Jahr an meiner Serie Guben/Gubin.